Stillstreik | Stillprobleme

 

Hilfe wir haben einen Stillstreik!

Agnes rief letzte Woche an und war vollkommen verzweifelt. Seid  8 Monaten stillt sie ihren Sohn, nach anfänglichen Schwierigkeiten erfolgreich. Eine unkomplizierte Stillbeziehung. Doch nun von einem Tag auf den anderen verweigert dieser die Brust. Er ist unruhig, weint oft und jeder Stillversuch ein Kampf. Agnes macht sich Sorgen, dass er nicht genug Milch bekommt, sie nicht ausreichend Milch hat, die Milch nicht schmeckt, es möglicherweise das Ende der Stillbeziehung bedeutet. Diesem Thema nehmen wir uns gerne hier an.

Völlig überraschend kann von jetzt auf gleich der Säugling in den sogenannten Stillstreik treten. Für die stillende Mutter und den Säugling eine schwierige Situation, die es gemeinsam mit viel Liebe,  Kuscheleinheiten und etwas Zeit zu überwinden gilt.

Zu allererst gibt es zwei Aspekte die Du Dir als Mutter vergegenwärtigen kannst:

Ein Stillstreik ist nicht gegen Dich als mama oder Deine Brust gerichtet!

Bei einer plötzlichen Brustverweigerung nach einer längeren, guten Stillbeziehung ist dies emotional für Dich als Mama sehr schwierig. Du machst Dir Sorgen um Dein Baby, probierst es immer wieder anzulegen, aber es weint häufig, dreht sich weg, ist prinzipiell eher unzufrieden und unruhig. Du nimmst Dir Zeit, trägst und kuschelst, versuchst seine Bedürfnisse zu ergründen, aber auch nach wenigen Tagen hat sich die Situation nicht geändert. Du weißt nicht was Dein Baby Dir sagen möchte, bist verunsichert und denkst, dass der Stillstreik gegen Dich gerichtet ist. Hier möchten wir Dich erst einmal beruhigen. Dein Baby braucht gerade jetzt Dich, Deine Einfühlsamkeit, Geborgenheit, Liebe, Körpernähe. Irgendetwas hat sich verändert und Du musst versuchen herauszufinden was das ist. Die Ursachen eines Stillstreiks können vielfältig sein: 

Äußere Einflüsse:

Hast Du ein neues Parfum, eine neue Seife, eine andere Lotion oder ein neues Waschmittel verwendet?

Hattest Du in den letzten Tagen sehr viel Stress, vielleicht einen Streit der Dich sehr mitnimmt?

Hat sich die Stillumgebung geändert, seid ihr umgezogen, auf Besuch, einen Urlaub oder ähnliches?

Gab es viele Besucher in der letzten Zeit oder längere Trennungsphasen von Dir und Deinem Baby?

Hat Dein Baby sich beim Stillen aufgrund eines Geräusches, eines Schmerzlautes von Dir oder ähnliches, erschrocken?

Innere Einflüsse:

Hat Dein Baby eine Erkältung, eine verstopfte Nase, Hals- oder Ohrenschmerzen?

Bekommt es möglicherweise gerade Zähnchen?

Hast Du plötzlich stechende oder brennende Schmerzen in der Brust vor, während und nach dem Stillen, die ggf. auf eine Soorinfektion (Infektion durch Hefepilze) verweisen können?

Bahnt sich bei Dir gerade ein Milchstau, ggf. eine Mastitis mit einhergehendem Fieber an?

Hattest Du gerade eine Erkrankung?

Diese, andere, ein oder eine Kombination mehrerer dieser Aspekte, können zu einem kürzerem aber auch mehrere Tage anhaltenden Stillstreik führen. Eine Reflektion der aktuellen Situation, von Veränderungen kann Dich auf die Spur der Ursachen bringen. Wenn Du vor lauter Sorge und Stress keinen klaren Gedanken fassen kannst oder trotz  bewusster Betrachtung keine erkennbaren Ursachen herausfinden kannst, dann kann Dir ein Gespräch mit einer Stillberaterin, Deiner Hebamme oder auch Deinem Partner helfen zu reflektieren.

Ein Stillstreik bedeutet nicht das Ende einer Stillbeziehung!

Nicht immer können eine oder gar mehrere Ursachen für den Stillstreik benannt werden. Für Euch ist nun wichtig wie Ihr diese Situation gemeinsam durchstehen und zu Eurer guten Stillbeziehung zurückfinden könnt.  

Doch zuvor möchten wir Dir Deine Sorge, dass der Stillstreik mit einem babygeleitetem Abstillen einhergeht, mildern. Es ist eher selten, dass sich Säuglinge im ersten Lebensjahr von selbst abstillen. Babys haben ein natürliches Saug- und Stillbedürfnis. Wie lange dies anhält ist sehr verschieden, man geht jedoch davon aus, dass Kinder sich von selbst zwischen dem 2,5 bis zum 7 Jahr abstillen. Auch ein abruptes Abstillen liegt nicht in der Natur des Kindes. Der natürliche Abstillprozess dauert mehrere Wochen oder Monate. Dies hilft Dir vielleicht den Stillstreik zu sehen, als das was er ist. Es ist eine vorübergehende Reaktion auf Veränderungen und bedarf einer einfühlsamen Begleitung Deines Kindes.

Was kannst Du tun?

Erst einmal gönne Euch Zeit und Ruhe. Besucher solltest Du erst einmal auf etwas später vertrösten, Termine verschieben, damit Ihr Euch auf Euch Beide konzentrieren könnt. Viele Kuscheleinheiten, Haut zu Hautkontakt, helfen Euch Ruhe zu finden.

Nutze so wenig wie möglich Parfum, parfümierte Seife oder Lotion zu nutzen, damit Dein Baby Deinen Körper- und Milchgeruch wahrnehmen kann. Liegt eine Erkältung Deines Babys vor, dann versuche diese zu lindern, gleiches gilt bei Zahnungsbeschwerden. Der Apotheker Deines Vertrauens oder Dein Kinderarzt können Dir hierzu Empfehlungen geben.

Bei starken Schmerzen während oder nach dem Stillen, empfehlen wir Dir schnellstmöglich einen Kontakt zu Deiner Hebammen, einer Stillberaterin oder auch Gynäkologen aufzunehmen, um eine Infektion ausschließen zu können.

Versuche Dein Baby nicht an die Brust zu zwingen, sondern biete diese immer wieder an. Wenn es nicht möchte, dann lass es kuscheln und Deine Nähe genießen. Auch ein gemeinsames Bad ohne Stillzwang kann eine sehr entspannte Möglichkeit für Euch sein. Oftmals klappt ein Stillversuch besser wenn Dein Baby gerade aufwacht, noch schläfrig ist. Versuche daher es in solchen Momenten zu stillen, damit es Muttermilch erhält. Auch eine Verdunkelung des Zimmers und eine ruhige Umgebung simuliert die nächtliche Stillsituation und kann unterstützend sein.  Sauger solltest Du in dieser Zeit wenn möglich vermeiden, damit Dein Baby sein Saugbedürfnis nur an der Brust befriedigt. Um Deine Milchproduktion aufrechtzuerhalten, kannst Du Muttermilch von Hand oder mittels einer manuellen oder elektrischen Pumpe 

gewinnen. Dies kannst Du dann immer wieder zum Beispiel mit Hilfe eines Bechers oder eines Löffels Deinem Kind anbieten. So bist Du sicher, dass es auch genügend Muttermilch aufnimmt.

Nun drücken wir Euch alle Daumen, dass Ihr den Stillstreik nach wenigen Tagen überstanden habt und Eure Stillbeziehung so lange weiterführen könnt, wie Ihr Beide es möchtet.

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