Ich habe zu wenig Muttermilch | Mein Baby wird nicht satt

Ich habe zu wenig Muttermilch | Mein Baby wird nicht satt!

Vor ein paar Tagen machte ich einen Hausbesuch bei Maria, deren Baby acht Wochen alt war. Vor mir saß eine völlig verzweifelte Mama, die sich sicher war, dass ihre Milch nicht reicht. Im Gespräch redeten wir darüber, aus welchen Gründen sie der Meinung war, dass ihre Milch nicht ausreichend ist. Sie beschrieb mir, dass ihr Sohn immer sehr kurz trank, nur wenige Minuten lang,  abdockte und danach immer unzufrieden war und weinte. Er wolle ständig stillen, das wäre doch nicht normal, der Kleine habe einfach Hunger und ihre Milch sei anscheinend nicht ausreichend. Sie füttere jetzt nach dem Stillen zu und dann würde er im Anschluss immer zufrieden einschlafen. Für sie ein Hinweis mehr, dass die Milchmenge nicht ausreichend sei.

Nicht selten kontaktieren uns Mütter, die der festen Überzeugung sind, dass ihre Muttermilch nicht reicht. Will das Baby häufiger an die Brust, weint es oft nach dem Stillen, stillt es kurz, trinkt es unruhig an der Brust, schließen viele Mütter daraus, dass ihre Muttermilchmenge nicht ausreichend ist. Sie haben eine Erklärung für das Verhalten ihres Babys gefunden und sind auf der verzweifelten Suche nach einer Lösung. Diese Lösung stellen für sie häufige Mittel dar, wie Milchbildungstee, pflanzliche Mittel bis hin zu Medikamenten, damit sich die Milchmenge schnell wieder dem Bedarf des Kindes anpasst.

Oftmals sind sie nicht wenig erstaunt, wenn wir im Gespräch erst einmal nicht über die Lösungen sprechen, sondern einen Schritt zurück gehen und uns die Ausgangssituation und die Stillbeziehung anschauen bzw. gemeinsam besprechen. Warum ist dies sinnvoll? Als Mütter haben wir ein subjektives Empfinden, welches manchmal dazu führen kann, dass wir einer Fehleinschätzung unterliegen. Betrachtet jemand von außen objektiv die Situation, das Kind, die Mutter, die Stillbeziehung, kann es sein, dass er objektiv etwas anderes feststellt. Dieser Blick von außen, kann  Dir als Mama helfen zu überprüfen, ob Dein Empfinden auf Tatsachen beruht.
Schauen wir also doch einmal objektiv auf die Stillbeziehung, die aktuelle Situation, Dich und Dein Baby.

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Ein Blick auf die Stillbeziehung von Geburt an

Stillen und die Menge an Muttermilch sind ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen, körperlicher Konstitution der Mutter und des Kindes, Ruhe, Zeit, Vertrauen und Nähe.
Oft unterschätzt, doch eine wichtige Grundlage, sind der Verlauf der Geburt und der Beginn der Stillbeziehung. In Abhängigkeit davon wie Dein Baby geboren wurde, wie Du es in Empfang nehmen konntest, wie viel Kuschelzeit ihr gemeinsam hattet und habt, wie viel Ruhe ihr habt, wie Dein Umfeld Dich beim Stillen unterstützt, wie oft Du stillst, ob Du einen Schnuller anbietest oder mit der Flasche fütterst, wie sehr Du Dir und Deinem Körper vertraust, wie sehr Du auch Deinem Baby vertraust, all diese Dinge haben einen Einfluss auf Eure Stillbeziehung, die Produktion der Muttermilch und Deine Selbstsicherheit.
Es kann hilfreich sein, noch einmal zu reflektieren ob der Stillstart entspannt und unkompliziert war und sich nun plötzlich verändert hat oder von Beginn an Eure Stillbeziehung schwierig war und was die Hintergründe dafür sind.

Denn, vielleicht gehörst Du zu den Müttern, die von Beginn an das Gefühl hatten zu wenig Milch zu haben oder die Milchproduktion schwer in Gang gekommen ist? Oder bist Du eine Mama, bei der bisher das Stillen unproblematisch war und von jetzt auf gleich eine Veränderung eingetreten ist, die für Deiner Meinung nach auf zu wenig Milch zurückzuführen ist? Oder ist Dein Kind prinzipiell unruhig und unleidlich, was Du auf Hunger zurückführst?

 

Die Frage ist also...

° Warum bist Du der Meinung, dass Du zu wenig Milch hast?
° Die Antworten können vielfältig sein z.B.:
° Mein Kind wird nicht satt.
° Mein Baby will ständig an die Brust, trinkt nur kurz, dockt dann ab und schreit
° Ich pumpe ab und es kommen nur x Milliliter, gestern war es doppelt so viel
° Nachdem ich gestillt habe, weint mein Baby und wenn ich ihm die Flasche gebe, dann trinkt er  noch x Milliliter und schläft dann zufrieden ein.
° Meine Brust ist nicht mehr so prall wie zu Beginn
° Ich habe keinen Milchspendereflex
° Die Stillproben zeigen mir, dass mein Baby zu wenig getrunken hat

Verständlich, dass Dich dies verunsichern kann und Du Dir Sorgen machst, dass Dein Baby nicht ausreichend Muttermilch bekommt. Wichtig ist, dass Du diese Sorgen oder Unsicherheiten teilen kannst. Denn Unsicherheiten oder auch innerer Druck haben einen Einfluss auf Dich und Dein Kind und können sich wiederum auf Eure Stillbeziehung und die Milchmenge auswirken. Daher kann es Dir bereits helfen, in einer Stillgruppe, mit anderen stillenden Mamas, Deiner Hebamme oder einer Stillberaterin darüber zu sprechen.

Um festzustellen, ob Dein Eindruck Dich nicht trügt, gibt es einige Möglichkeiten, die Dir und uns Hinweise geben können, ob ausreichend viel Milch vorhanden ist:

° Der Blick auf das Baby
° Als erstes schauen wir uns gemeinsam Dein Baby an:
° Hat Dein Baby eine rosige Gesichtsfarbe?
° Ist es in Wachphasen aktiv und aufgeweckt?
° Hat es ca. 5-6 nasse Windeln am Tag?
° Springt die Haut zurück, wenn Du vorsichtig an der Haut zupfst?
° Gedeiht und entwickelte sich Dein Baby gut? Nimmt es kontinuierlich zu?
° Ist es gesund?

Wenn Du diese Fragen mit ja beantworten kannst, dann weist dies darauf hin, dass es Deinem Baby gut geht und es ausreichend Muttermilch bekommt. Manchmal vergisst frau vor lauter Liebe, all den neuen und unbekannten Situationen und auch ihrer Sorge, ihr Baby einfach einmal mit "analytischem" Blick  anzuschauen.

Wenn Du nun feststellst, dass Dein Baby gut entwickelt ist und alle Zeichen eines gesunden und gut ernährten Babys zeigt, dann fällt Dir jetzt vielleicht ein Stein vom Herzen und Du kannst über Deine Sorge lächeln. Du warst kurz verunsichert, aber kannst nun entspannt weiter Dein Baby und Eure Stillbeziehung genießen.



Bleibt Deine Unsicherheit bezüglich der Entwicklung des Babys, ist es hilfreich weitere Aspekte in Augenschein zu nehmen.

Dein Baby macht gerade in den ersten Monaten unglaublich viele Entwicklungsschritte. Einige dieser Schritte kommen in Schüben und diese Wachstumsschübe können dazu führen, dass  sich sein Verhalten ändert. Vielleicht trinkt es unruhiger oder schreit mehr, möchte mehr getragen und geschaukelt werden, benötigt mehr Körperkontakt, möchte gefühlt ununterbrochen stillen. Für Dich zeigt dies an, dass es nicht satt wird, Du nicht genug Milch hast.
Während der Wachstums- und Entwicklungsphasen braucht Dein Baby mehr noch als sonst Geborgenheit und Sicherheit. Vielleicht weint Dein Baby also gar nicht auf Grund vor Hunger, sondern weil es Nähe möchte? Vielleicht hat es auch ein großes Saugbedürfnis und beruhigt sich besser an der Brust, mit Deiner Wärme, Deinem Geruch, Deinem Herzschlag? Du bist diejenige die es ihm geben kann. Du bist der sichere Fels in der Brandung, du zeigst ihm, dass Du da bist, es liebst und beschützt. Ist es also möglichweise gar nicht die Nahrungsmenge, sondern die Geborgenheit und Nähe, die es gerade sucht? Vielleicht hilft es Euch, Euch zwei, drei Tage gemeinsam ins Bett zu legen, zu kuscheln und die gemeinsame Nähe zu genießen. Entspannt sich nach diesen wenigen Tagen Eure Stillbeziehung und Dein Baby ist wieder zufriedener, dann wird es wahrscheinlich einer dieser berühmten Schübe gewesen sein.

Du siehst, manchmal interpretieren wir Mütter die Signale unseres Babys einfach nicht ganz richtig. Wir sind verunsichert und versuchen die naheliegenden Gründe für Veränderungen zu finden. Dies ist normal, nichts weswegen Du ein schlechtes Gewissen haben musst. Wir brauchen Zeit unser Baby kennenzulernen und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto besser lernen wir es zu verstehen.

Neben dem Aussehen und der Entwicklung Deines Babys ist auch wichtig sich anzuschauen, wie Dein Baby trinkt. Einige Babys sind zu Beginn saugschwach, schlafen schnell während des Stillens ein, können ggf. die Brust nicht richtig fassen, nicht genügend Vakuum aufbauen. Dies kann sich auf Deine Milchbildung auswirken, da das Baby aufgrund seiner Technik oder Saugschwäche zu wenig Milch abtrinkt. Wenn Du das Gefühl hast, Dein Baby wird nicht satt oder dockt nicht richtig an, dann ziehe Deine Hebamme oder Stillberaterin hinzu, damit sie die Stillposition und das Trinkverhalten begutachten kann. Ggf. hilft Euch bereits ein Wechsel der Stillposition oder Hinweise, wie Du Dein Baby beim richtigen Andocken unterstützen kannst damit es effektiver stillen kann. Dies braucht einfach Übung und Zeit, dann wird sich dies in den meisten Fällen einpendeln.

 

Ein Blick auf die Mama und die Umstände

Gerade noch war Euer Stillverhältnis entspannt und Dein Baby zufrieden und plötzlich gerät alles durcheinander. Von einem Tag auf den Anderen stillt Dein Baby mehr, ist unzufrieden und Du kannst Dir nicht erklären warum. Einen Wachstumsschub schließt Du aus, auch der Blick auf Dein Baby zeigt Dir, dass es ihm eigentlich gut gehen müsste, aber irgendwie ist es unzufrieden und auch Deine Brust fühlt sich anders an. Du bist Dir sicher: meine Milch reicht nicht mehr.

 

Die Frage ist nun...

Hat sich etwas in den letzten Tagen verändert und wenn ja was?
Viele Mamas berichten bei dieser Frage, dass sich eigentlich nichts verändert hat. Bei näherem Nachfragen kann es z.B. eine Meinungsverschiedenheit, ein Infekt oder Anderes gewesen sein.
Vielleicht hattest Du gestern einen Streit mit Deinem Mann oder ein unangenehme Situation mit Deiner Mutter? Stress und Druck wirken sich unmittelbar auf Dich und Dein Kind aus. Wir Mütter in unserer Hormonlage, voll mit Oxytocin, reagieren gerade in der ersten Zeit oftmals sensibel auf Reaktionen des Umfeldes, Auseinandersetzungen mit Verwandten und nehmen uns dies sehr zu Herzen. Je mehr Druck wir haben oder uns machen, je mehr Stress wir uns machen oder bekommen, desto angespannter sind wir.  Dies merkt auch unser Baby und kann dadurch ebenfalls mit Angespanntheit und Unruhe reagieren.

Vielleicht hattest Du auch gerade einen kleinen Infekt, den Du nicht wirklich ernst genommen hast, der jedoch Auswirkungen auf Deinen Körper hat. Auch eine Krankheit kann sich auf Deine Milchbildung auswirken und vielleicht braucht es einfach ein bisschen Zeit und Ruhe, damit sich Dein Körper erholen kann, um dann wieder dem Bedarf entsprechend Milch zu produzieren. Auch hier ist es hilfreich sich Zeit und Ruhe gemeinsam mit Kind zu geben, weiter zu stillen und zu warten bis der Köper sich regeneriert und die Milchproduktion sich reguliert hat.
Du siehst, es ist es wichtig Deine Ausgangssituation zu betrachten, um eine Idee zu bekommen, ob Du subjektiv empfindest, dass Du zu wenig Milch hast, es Umstände gibt, die Deine Milchproduktion kurzfristig irritieren oder ob es objektive Aspekte die gibt, die darauf hinweisen, dass Dein Baby zu wenig Milch bekommt.


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