Ausweglos?

Ausweg Babyklappe?
Seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland moderne Babyklappen, die einer Mutter Anonymität und dem Baby das Überleben und zeitnahe Versorgung sichern. Dies ist allerdings keine Erfindung der Neuzeit. Schon zum Ende des 12. Jahrhunderts gab es ähnliche Einrichtungen in Findelhäusern des Vatikans. Es ist also kein junges Thema, dass Mütter ihre Babys abgeben. Trotz vorhandener Babyklappen liest man immer wieder von ausgesetzten, getöteten oder misshandelten Babys und die Zahlen zeigen, dass die Babyklappen das Problem nicht beseitigen und es diese Fälle auch in der Geschichte immer gab. Die Zahlen der anonymen Geburten oder auch in Babyklappen gelegten Babys werden nicht zentral erfasst und ausgewertet. Für die Kinder später nicht einfach, wenn keine Daten ihrer Mütter bekannt sind. Mittlerweile gibt es die „vertrauliche Geburt“, die den Frauen eine anonyme Geburt ermöglicht, aber auch in einem verschlossenen Umschlag die Angaben der Mutter sichert, ohne, dass die Mutter Repressalien zu erwarten hat. Das Kind hat aber dann später die Möglichkeit, diese Informationen auf Nachfrage zu erhalten.


Was bewegt denn eine werdende Mutter, die Schwangerschaft zu verheimlichen und dann das Baby abzugeben? Hier und da gibt es ja Berichte von Müttern, die diesen Weg wählten. Häufig ist dann zu lesen, dass entweder der Partner das Kind ablehnt, ein „One-Night-Stand“ für die Schwangerschaft verantwortlich ist, der Partner gewalttätig ist, kulturelle Notwendigkeiten hinter der Entscheidung stehen, die Schwangerschaft selbst erst spät festgestellt wurde, der Job auf dem Spiel steht, das Studium erst abgeschlossen werden soll. Die aktuelle Lebenssituation erscheint ausweglos zu sein und die Frauen beschäftigen sich mit dem Kind und dessen Zukunft. Aufgrund mangelnder Auswertungen und Zahlen ist es sehr schwierig, herauszufinden, wie viele Frauen sich dann doch wieder für ihr abgelegtes Baby entscheiden, aber es soll schon vorgekommen sein.


Was ist denn in dieser Situation mit den Hormonen der Mutter, die für die Bindung verantwortlich sind? Es zeigt sich, dass die meisten Babyklappenkinder in den ersten 24 Stunden nach der Geburt abgegeben werden, hier also die erste Phase des Bindungsaufbaus nachgeburtlich noch nicht gut stattfinden konnte, eher vermieden wird und in der Schwangerschaft ebenfalls ambivalent war. Eine schwangere Frau und auch junge Mutter benötigt eine liebevolle, unterstützende Umgebung, um in die Mutterrolle zu gelangen und die Bindung einzugehen. Wenn aber alle Umstände so ausweglos erscheinen, viel Stress auslösen, kann es vor allem für Frauen, die selbst nicht sehr liebevoll aufgewachsen sind, unmöglich erscheinen, für das Baby zu sorgen.
Was verbirgt sich hinter der Babyklappe?


Ein Wärmebettchen, welches das Baby vor Auskühlung schützen soll, einen Sensor, der einen Alarm auslöst und somit die Pflegekräfte auf die Situation aufmerksam macht und eine Kamera, die auf das Bettchen gerichtet ist. Die Mutter findet meist ein Informationsblatt, Stift und Zettel vor, um eine Nachricht oder Informationen zu hinterlassen.


Wie geht es dann für Mutter und Baby weiter?
Die Klinik oder Einrichtung wird zuallererst den Gesundheitszustand des Babys feststellen und das geschieht in Kliniken durch den diensthabenden Kinderarzt und die Pflegefachkraft. Das Baby wird gefüttert und von den Pflegekräften liebevoll versorgt. Dann wird innerhalb der nächsten Tage der Kontakt zum Jugendamt aufgenommen und das Baby wird recht zeitnah in eine Pflegefamilie vermittelt. Wenn die Mutter sich dann innerhalb der kommenden acht Wochen nicht bemerkbar macht und den Kontakt zum Baby aufnimmt, kann das Baby zur Adoption freigegeben werden. Wenn das Adoptionsverfahren notariell feststeht, wird es für die Mutter schwierig, das Kind zurückzubekommen.


Wenn ich mir vorstelle, mein Baby weggeben zu müssen, welches ich monatelang in mir getragen habe, dann würde mir das Herz brechen. Ich könnte diese Entscheidung so nicht treffen. Trotzdem kann ich den Druck, unter dem die Frauen stehen, diese Ausweglosigkeit, die für sie so schwer zu sein scheint, als Argument anerkennen. Es gibt zahlreiche Paare, die gern Kinder hätten und nur über eine Adoption welche bekommen können. Sie können den Babys eine liebevolle Familie bieten. Was mir als Stillberaterin hier so fehlt, ist, dass diese Babys auf die wertvolle Muttermilch ihrer leiblichen Mutter verzichten müssen und die Adoptivmutter eher selten darüber nachdenkt, eine Milchbildung ohne Schwangerschaft in die Wege leiten zu können.
Was fühlt Ihr, wenn Ihr Euch mit diesem Thema befasst?

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